Geschichte

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Le Carreau – Scène nationale de Forbach et de l’Est mosellan ist eine gemeinnützige Organisation (Ortsrecht). Das Carreau ist 1996 aus dem Willen heraus entstanden, eine kulturelle Einrichtung in einer sehr strukturarmen Region zu schaffen. Es wird über die DRAC Lorraine (Regionaldirektion für kulturelle Angelegenheiten), den Conseil Régional de Lorraine, den Syndicat Intercommunal du Bassin Houiller (Zweckverband des Steinkohlereviers) und die Stadt Forbach gefördert.

Das Carreau ist Teil des Netzes der Nationalbühnen, das 74 Theater umfasst. Diese Bezeichnung wird vom Kulturministerium denjenigen Einrichtungen zugesprochen, die sich einem breit angelegten kulturellen Projekt und dem Willen zur Dezentralisierung verschrieben haben und entspricht damit dem Auftrag für die französischen öffentlichen Bühnen (Charte des missions de service public du spectacle, 1998). Die Charta betont die Verantwortung der Nationalbühnen: Verbreitung der zeitgenössischen Bühnenkunst, Einhaltung des Prinzips der künstlerischen Spartenvielfalt sowie Förderung der Partnerschaften mit anderen Kultureinrichtungen in der Nähe. Ziel ist es, in dem Gebiet ein umfassendes und ausgearbeitetes kulturelles Angebot bereitzustellen und an der kulturellen und künstlerischen Bildung der Bevölkerung mitzuwirken.

 

Chronologischer Überblick

Der Wille, eine Kultureinrichtung in einer sehr strukturarmen Region zu schaffen, entsteht in Folge der Schließung des ACBHL (Kulturmaßnahme des Steinkohlereviers Lothringen). 1996 wird Laurent Brunner vom französischen Ministerium für Kultur zum Direktor des Carreau ernannt.

1996 – 2002 – Laurent Brunner

Die Leitung des Carreau bemüht sich um Koproduktionen über wichtige Ereignisse; eine breite territoriale Partnerschaft mit den Städten des Zweckverbands und den Einrichtungen der deutschen Städte wird initiiert.

Laurent Brunner bringt die „Persönlichkeiten“ diverser Bereiche des zeitgenössischen Bühnenkunst nach Forbach: Peter Brook, Jérôme Deschamps, Ludovic Lagarde, Thomas Ostermeier, Frank Castorf, Wim Vandekeybus, Philippe Découflé, Barbara Hendricks, Ute Lemper, William Christie, Fazil Say, Pieter Wispelwey…

2002 – 2005 – Philippe Chamaux

Er führt die Arbeit seines Vorgängers fort und arbeitet ein Programm aus, das speziell auf die jungen Zuschauer abgestimmt ist.

2003 – 2004 – Die Krise

Die Gemeinde Forbach kürzt die Subventionsgelder der Nationalbühne und senkt ihren Beitrag von 206.000€ auf 80.000€.

Ein Lenkungsausschuss wird einberufen, um über die finanzielle Lage und die Zukunft der Nationalbühne zu entscheiden. Es werden mehrere Maßnahmen getroffen: Im letzten Quartal 2004 werden keinerlei Programmpunkte und Vorstellungen mehr angeboten, um rote Zahlen zu vermeiden und schließlich wird die Einrichtung durch Aufnahme eines Darlehens gerettet.

2005 – Frédéric Simon

Im Februar 2005 gibt Philippe Chamaux endgültig die Leitung ab. Jean-Jacques Aillagon, der zu diesem Zeitpunkt französischer Minister für Kultur und Kommunikation ist, unterzeichnet ein Schreiben, das die Notwendigkeit des Bestands einer Nationalbühne in Forbach betont. Gleichzeitig wird veranlasst, dass ein neuer Direktor eingestellt wird; am 2. Mai 2005 ist es vollbracht: Frédéric Simon übernimmt die Leitung der Nationalbühne.

2005 – 2007 – Der Sanierungsplan

Bei Rechnungsabschluss für das Jahr 2005 steht fest: Die Ausgaben wurden niedrig gehalten, die Einnahmen gesichert und der Finanzplan eingehalten.
 Die Besucherzahl steigt wieder an und die Einnahmen übertreffen die Erwartungen trotz des Rückzugs mehrerer Partner (der sich in 40.000€ weniger Zuschuss niederschlägt).

2009 – 2011 – Neubelebung der Tätigkeit

Die veränderten Mehrheitsverhältnisse in der Stadt Forbach ermöglichen es, eine neue Diskussion über den Beitrag der Stadt einzuleiten, die dazu führt, dass letzterer auf 143.000€ ansteigt. Das Département Moselle zieht seinen Anteil von 90.000€ zurück.

Das französische Ministerium für Kultur, die Generaldirektion für kulturelle Angelegenheiten (DRAC) und die Region Lothringen erhalten ihre Finanzierungshilfen für das Carreau in dieser durchwachsenen Zeit von 1996 bis 2009 stets aufrecht.

Im April 2009 findet eine Forschungsaktion statt, die im Rahmen von „Jeunesse en Action“, eines Programms der Europäischen Union innerhalb des Netzwerks IDEA und der ANRAT (Nationale Vereinigung für Forschung und Aktivität im Theaterbereich), gefördert wurde.

Der Entdeckungsparcours für darstellende Kunst, den das Carreau Schülergruppen und Lehrern anbietet, bekommt daraufhin eine offizielle Bezeichnung: „L’Ecole du Spectateur“ (Die Schule des Zuschauers), eine von der ANRAT vergebene offizielle Qualitätsbezeichnung. Die Besuche des Teams des Carreau für Öffentlichkeitsarbeit in den Klassen (vor und nach Vorführungen), aber auch die Ausbildung von Akteuren vor Ort (Lehrkörper, Akteure des sozio-kulturellen Bereichs), werden immer mehr systematisiert. Im März 2012 unterzeichnen Frédéric Simon und sein Team im Théâtre du Nord (Lille) die „Nationale Charta der Schule des Zuschauers“ der ANRAT.

Nach dem großen Erfolg der Projekte in anderen Städten, auf europäischen und internationalen Festivals, kehrt Osmosis Compagnie/Leitung Ali Salmi mit [Des]astres du monde, ein Stück, das im Carreau nach einer Residence von drei Monaten uraufgeführt wird, wieder zurück auf die Forbacher Bühne.

Die seit Herbst 2009 laufende Aktion um das Werk von Jean-Paul Wenzel (Dorénavant Compagnie), mit Lesungen an weiterführenden Schulen und in der Mediathek von Forbach wird mit Beginn des Stücks Vaterland, le pays du père abgeschlossen. Parallel dazu kommt die Dorénavant Cie einem Auftrag des CNL nach, ein Stück über maghrebinische Arbeiter des Steinkohlereviers zu schreiben und schlägt zur räumlichen Umsetzung mehrere Standorte in der Ost-Mosel vor.
Dieses Partnerschaftsprojekt (DRAC Lorraine, CNL, Rectorat, Universität Metz, ASBH, Le Carreau, Musée du Carreau Wendel, Stadt Forbach, weiterführende Schulen des Kohlenbeckens und des Saarlands) rund um die Erinnerung an die Arbeiter wird 2011 und 2012 durch die Produktion des Stückes Tout un homme fortgeführt und ist im März 2012 in ganz Lothringen auf Tournee. Dieses Stück bekommt von einem sehr heterogenen Publikum großen Zuspruch. Eine Fotoausstellung begleitet das Projekt: Les Chibanis von Eric Didym und dem Fotografenkollektiv Surfaces-Sensibles.

2011 – 2013 – Idee einer grenzüberschreitenden Nationalbühne

Der Wille, ein grenzüberschreitendes Partnerschaftsprojekt zu organisieren, wird im Oktober 2011 durch den Start des Projekts ArtBrücken umgesetzt, das im Jahr 2011 aus der Zusammenarbeit zwischen dem Carreau – Scène Nationale de Forbach et de l’Est mosellan und der Stiftung für die deutsch-französische Kulturelle Zusammenarbeit in Saarbrücken entstanden ist. Das Projekt ArtBrücken befasst sich mit dem breit gefächerten Bereich zeitgenössischer Bühnenkunst und wird von zahlreichen lokalen und regionalen Partnern unterstützt. So wird ermöglicht, durch kulturelle Aktionen Brücken zwischen den Bewohnern, Künstlern und Akteuren der Großregion zu schlagen und grenzüberschreitende Kooperationen zu finanzieren.

Beispiele konkreter Projekte, die dank ArtBrücken umgesetzt werden konnten:

  • Produktion von zweisprachigen deutsch-französischen Stücken (Moïra, Euleweule, Tricksters)
  • Uraufführung von LOOSTIK – deutsch-französisches Festival für junges Publikum
  • Start eines deutsch-französischen Theaterworkshops
  • Angebot kostenloser Pendelbusse, damit das Publikum auf beiden Seiten der Grenzen mobiler ist
  • Systematische Übertitelung der Stücke auf Deutsch und/oder Französisch, Installation zweisprachiger Beschilderung im Innern
  • Organisation professioneller deutsch-französischer Treffen für Kulturschaffende im Bereich Bühnenkunst
  • Ausbildung in Übertitelungstechnik für Kulturschaffende